Dieser Internetauftritt wurde mit modernen Formaten und Skriptsprachen umgesetzt, um möglichst allen Besuchern ein qualitativ hochwertiges Ergebnis präsentieren zu können.

Alte Browserversionen sollten (auch zu ihrer eigenen Sicherheit) grundsätzlich nicht mehr verwendet werden. Bitte besuchen Sie uns mit einem aktuellen Internetseitenbetrachter.

Vielen Dank!

henrik-schulze.de
Stichwortverzeichnis Suchen

Wir fallen moralisch zurück.

23. Dezember 2005 Leserbrief zu: "an den Grenzen des Rechts / Umstrittene Äußerungen Schäubles, MAZ 19.12.05, S. 2.

Tausende von Frauen gestanden einst bei der Tortur in allen Einzelheiten, wie sie mit dem Teufel Geschlechtsverkehr getrieben hatten. Anschließend sind sie aufgrund dieses Geständnisses als Hexen dem Feuertod übergeben worden. Der Jesuitenpater Friedrich von Spee (1591 - 1635) publizierte darauf in seiner anonym veröffentlichten "cautio criminalis" die weise Erkenntnis, daß die Folter zur Wahrheitsfindung nicht dienen könne, weil man letztlich alles gesteht, nur um den Qualen zu entgehen. Ganz im Geiste der Aufklärung war der Preußenkönig Friedrich der Große der erste Herrscher, der mit einer Kabinettsorder aus dem Jahre 1740 die Folter in seinem Lande (zumindest weitgehend) abschaffte. Und zugleich widersprach er der These des Nicolo Machiavelli (1469 - 1527), daß bei der Durchsetzung der politischen Herrschaft keinerlei moralische Bedenken gelten sollten.

Seitdem basiert das Verständnis von Zivilisation darauf, daß jedwede Politik sich höheren Moralvorstellungen unterzuordnen hat.

Doch wie es scheint, sind wir gerade dabei, geistig-moralisch in die Zeit des Mittelalters zurückzufallen. Die herrschende Politik nimmt für sich das Recht in Anspruch, absolut alle Mittel gebrauchen zu dürfen. Im Kampf gegen den Terrorismus werden Menschen entführt, in Lager eingesperrt und dort Mißhandlungen bis hin zur Folter unterworfen. Gesetze, Gerichte usw. sind lästiger Ballast. Es wird die Souveränität selbst befreundeter Länder mißachtet. Internationales Recht, wie die Haager Landkriegsordnung, die Genfer Konvention, ja selbst die Menschenrechtserklärung, sind wertlos geworden. In heuchlerischer Doppelmoral werden die Mißhandlungen in Drittstaaten organisiert, um im eigenen Land den Heiligenschein des Gutmenschentums zu wahren.

Es existiert tatsächlich eien Achse des Bösen, die Frage ist nur, wer dazu gehört.

(Dieser Text ist tatsächlich so veröffentlicht worden, d. h. die Pressefreiheit klappt noch.)